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Der neue Fischpass in Flumenthal verbessert die Fischmigration

04.06.2025, 15:00 | Better Climate

Bei ihrem Laufwasserkraftwerk Flumenthal an der Aare im Kanton Solothurn hat die Alpiq Hydro Aare einen neuen Fischpass geschaffen. Die naturnahe Anlage entspricht modernsten ökologischen Standards. Sie ermöglicht es Fischen, sicher um das Kraftwerk zu schwimmen und schafft neue Biotope. Zu Spitzenzeiten dürften um die 20‘000 Fische täglich den Fischaufstieg nutzen.

Fischerei-Experte Gabriel van der Veer vom Kanton Solothurn rechnet damit, dass in Spitzenzeiten täglich um die 20‘000 Fische den Aufstieg nutzen dürften. Ob Egli, Barbe, Äsche, Forelle, Rotauge, Hecht oder Wels: Welche der rund 30 heimischen Fischarten, für die die Aare ein wichtiger Wanderkorridor ist, durch den Fischpass schwimmen, lässt sich zukünftig regelmässig messen. Gabriel van der Veer verweist dafür auf das separate Zählbecken der Anlage, in dem die jeweilige Art, Grösse und Anzahl der Fische bei Fischzählungen vom lokalen Fischereiverein bestimmt werden kann. Vor allem im August und September, wenn die Fischwanderung jedes Jahr ihren Höhepunkt erreicht, dürfte sich das Zählbecken füllen. Oft müssten Fische, so Gabriel van der Veer, über viele Kilometer wandern, weil sie etwa auf Nahrungssuche seien oder um ihre Laichplätze zu erreichen: «Der neue Fischpass ist daher ein grosser Beitrag für die Fischgängigkeit hier an der Aare beim Kraftwerk Flumenthal.»

Für fischfreundlichere Schweizer Flüsse

Schweizweit laufen nach Angaben des Bundesamtes für Umwelt derzeit insgesamt 630 solcher Projekte, um Flüsse in der Schweiz fischfreundlicher zu machen und den Fischaufstieg zu verbessern. Hintergrund ist die Revision des Gewässerschutzgesetzes aus dem Jahr 2011. Ziel ist es, dass alle Kraftwerke in der Schweiz die Anforderungen des neuen Gewässerschutzgesetzes bis 2030 erfüllen.

Für den neuen Fischpass in Flumenthal wurden rund 20 Millionen CHF investiert. Die kompletten Kosten hat der Bund übernommen, der dafür Gelder aus dem nationalen «Netzzuschlagsfonds» verwendet. Der Fonds dient der Förderung der erneuerbaren Energien und wird über den Netzzuschlag, den alle Stromkonsumenten in der Schweiz bezahlen, finanziert.

Sanft rauscht hier das Wasser der Aare hindurch, es fliesst über Kiesbänke und Steinriegel, passiert Baumstämme und Wurzelstöcke, die dem Wasserstrom eine abwechslungsreiche Struktur geben. Mächtige Steine begrenzen den Bachlauf. Wir stehen am neuen Fischpass des Flusskraftwerks Flumenthal an der Aare im Kanton Solothurn. Roland von Arx, Leiter Wasserkraftprojekte bei der Alpiq Hydro Aare, zeigt auf das sogenannte Oberwasser-Raugerinne, das zur neuen Anlage gehört, und erklärt: «Unser  Fischpass ist als naturnaher Bach sehr gut in die bestehende Landschaft integriert. Er dient nicht nur der Fischmigration, sondern ist auch ein Biotop, das verschiedenen Wasser-Kleintieren wertvollen Lebensraum bietet und die Gewässerfauna fördert.»

Umsichtige Planung und enge Zusammenarbeit

Als Betreiberin hat die Alpiq Hydro Aare den rund 480 Meter langen Fischpass innerhalb von rund zwei Jahren effektiver Bauzeit bei ihrem Flusskraftwerk errichtet. Das Projekt habe sich als technisch anspruchsvoll erwiesen, sagt Roland von Arx, da der Fischpass um die bestehende Infrastruktur der Kraftwerksanlagen gebaut werden musste. Das Ergebnis ist dank umsichtiger Planung und der engen Zusammenarbeit mit dem Bund, dem Kanton Solothurn und Umweltschutzorganisationen gelungen: Die moderne Fischaufstiegsanlage ersetzt den alten Fischpass aus dem Jahr 1970, der den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. Beim neuen Fischpass handelt es sich zugleich um eines der grössten neu geschaffenen künstlichen Gewässer des Kantons Solothurn. Auf ihrem Weg vom Unter- ins Oberwasser können Fische die Kraftwerksanlagen sicher umgehen. Den Höhenunterschied von rund acht Metern überwinden sie weitgehend in verschiedenen natürlichen Becken. Über einen Sammelkanal, einen Schlitzpass und ein Mündungsbauwerk gelangen die Tiere – angelockt durch eine künstliche Strömung – zum Einstieg und schwimmen durch den Fischpass.

Technische Daten - der Fischpass auf einen Blick

  • Länge des Fischpasses: 480 m
  • 10 Becken, 7,0 bis 8,5 m Wasserspiegelbreite beim Oberwasser-Raugerinne
  • 37 Becken, 5,0 bis 8,0 m Beckenbreite beim Unterwasser-Raugerinne-Beckenpass
  • Abfluss: 3 bis 5 m3/s
  • Höhendifferenz: 8 m
  • Rund 30 vorkommende Fischarten

Über das KW Flumenthal

Die Alpiq Hydro Aare AG ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Alpiq. Sie ist Eigentümerin und Betreiberin der drei Flusskraftwerke Flumenthal, Ruppoldingen und Gösgen an der Aare im Kanton Solothurn. Das Wasserkraftwerk Flumenthal wurde 1970 mit drei horizontalen Rohrturbinen in Betrieb genommen und verarbeitet bei voller Leistung rund 386 m³ Wasser pro Sekunde. Die Leistung der drei Maschinen beläuft sich auf 25 MW und die mittlere Jahresproduktion beträgt rund 146 Mio. kWh Strom, was dem jährlichen Stromverbrauch von 32'450 Haushalten entspricht.