Versorgungssicherheit

Wertvolle Wasserkraftwerke angesichts der Naturgefahren

17.06.2025, 11:20 | Versorgungssicherheit

Nach dem tragischen Ereignis im Oberwallis, bei dem nach einem Teilabbruch des Birchgletschers das Dorf Blatten verschüttet worden war, wurde die Rolle des Stausees Ferden im unteren Lötschental hervorgehoben, um proaktiv die Auswirkungen eines allfälligen Murgangs zu lindern.

Wasserkraftinfrastrukturen dienen nicht nur der Stromproduktion. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle beim Schutz vor Hochwasser, Erdrutschen und Überschwemmungen. Dank multifunktionaler Bewirtschaftung und wissenschaftlicher Zusammenarbeit auf höchstem Niveau tragen diese Anlagen zur Sicherheit von Bevölkerung und Siedlungsräumen bei.

3 Fragen an Michaël Plaschy, Leiter Wasserkraftproduktion bei Alpiq

Welche konkrete Rolle spielen Wasserkraftwerke beim Schutz vor Naturgefahren?

Stauseen und Pumpstationen dienen nicht nur der Stromproduzenten. Sie erlauben auch die der Regulierung der Wasserabflüsse. Die Hochwasser im Juni 2024 zeigten die Wirksamkeit dieser Anlagen. Im Mattertal konnten z. B. bis zu 55 m³ Wasser pro Sekunde in den Stausee der Grande Dixence umgeleitet werden – dank den Pumpstationen Z’Mutt und Stafel sowie der Wasserfassungen im Tal. Ohne diese Anlagen wäre der Hochwassesrpegel in Zermatt schätzungsweise 40–60 % höher gewesen. Im gesamten Rhone-Einzugsgebiet, etwa bei der Station Porte du Scex, konnte die Abflussmenge dank der Stauseen um rund 20 % reduziert werden.

Im gesamten Rhone-Einzugsgebiet, etwa bei der Station Porte du Scex, konnte die Abflussmenge dank der Stauseen um rund 20 % reduziert werden.

Michaël Plaschy, Leiter Wasserkraftproduktion bei Alpiq

Wie bereiten Sie sich auf extreme Ereignisse wie Hochwasser oder Erdrutsche vor?

Wir betreiben ein integriertes Management der Wasserkraftwerke mit Prävention, Simulation und Echtzeitintervention. Beim Gebidem-Stausee führten wir zwischen 2015 und 2017 präventive Simulationen durch. Diese zeigten, dass die Gebidem-Staumauer das Risiko für flussabwärts gelegene Bereiche im Falle eines Erdrutsches vollständig eliminieren würde.

Zudem verfügen wir über Alarmsysteme und Verfahren zur Absenkung der Stauseen. Wir arbeiten eng mit Institutionen wie der EPF Lausanne und ETH Zürich zusammen, um unser Wissen zu erweitern und die Infrastruktur anzupassen. Natürlich sind wir auch in die kantonalen Alarmsysteme eingebunden.

Wie könnte diese Schutzfunktion weiter verbessert werden?

Angesichts des Klimawandels und zunehmender Extremereignisse wird die Schutzfunktion der Wasserkraftwerke noch wichtiger. Diese Funktion, die wir heute freiwillig übernehmen, sollte künftig vollständig in den Betrieb der Anlagen integriert werden.

Beispielsweise der geplante Mehrzweckspeicher Gornerli ist als Teil der Anlagen der Grande Dixence eine direkte Antwort auf den Hochwasserschutzbedarf in der Region Zermatt. Der geplante Stausee ist darauf ausgelegt, grosse Wassermengen aufzunehmen und somit die Region zu schützen.

Auch auf kantonaler Ebene finden Gespräche statt – insbesondere innerhalb des Walliser Verbands der Stromproduzenten (AVPEE), in welchem wir Mitglied sind.

Partnerschaft mit Gemeinden für mehr Resilienz

Die Gemeinden spielen eine Schlüsselrolle im Umgang mit Naturgefahren. Deshalb laden wir sie ein, uns bei Fragen zur Multifunktionalität der Wasserkraftanlagen zu kontaktieren. Gemeinsam können wir die Sicherheit der Regionen stärken und den klimatischen Herausforderungen der Zukunft begegnen.

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