Rund 200 Gäste versammelten sich am 3. März 2014 auf der Baustelle Nant de Drance in Châtelard (VS), um den Abschluss der Ausbrucharbeiten für die Maschinenkaverne zu feiern. Unter ihnen Bundesrätin Doris Leuthard, Vertreterinnen und Vertreter des Bundes, der Kantone und der Gemeinden sowie die Partner des Projekts – Alpiq, SBB, IWB und FMV (Forces Motrices Valaisannes). «Langfristig braucht es Speichermöglichkeiten und Regelreserven für die wachsende volatile Produktion an erneuerbarer Energie. Nur so kann auch das vielbemühte Bild der Alpen als Batterie Europas Realität werden», erklärte Bundesrätin Leuthard. Dieses Kraftwerk zeige, wie wichtig eine Verbindung mit Europa und wie unerlässlich unser Zugang zum europäischen Markt sei. «Nant de Drance ist aber auch ein wichtiger Teil der nationalen Energiestrategie 2050. Nant de Drance zeigt, dass man trotz der aktuell kritischen Lage auf dem Strommarkt investieren soll», so Bundesrätin Leuthard weiter.
Mit ihren imposanten Dimensionen – 194 Meter lang, 32 Meter breit und 52 Meter hoch – stellt die Maschinenkaverne eine der grössten unterirdischen Bauten Europas dar. Sie befindet sich 600 Meter tief im Fels zwischen den beiden Stauseen Emosson und Vieux-Emosson. Für den Zugang zur Kaverne wurde ab Châtelard ein 5,6 Kilometer langer Verbindungstunnel gebaut. Die Ausbrucharbeiten für die Maschinenkaverne haben im September 2011 begonnen und konnten nun zweieinhalb Jahre nach der ersten Sprengung abgeschlossen werden. Durch Sprengungen wurden insgesamt 400‘000 Kubikmeter Fels mit einem Gewicht von rund 630‘000 Tonnen ausgebrochen und bis zum Lager in Châtelard transportiert.
Produktion und Speicherung von Strom in grossen Mengen
Die Maschinenkaverne bildet das Herzstück des künftigen Kraftwerks. Hier werden die sechs Pumpturbinengruppen installiert. Mit einer Gesamtleistung von 900 MW ermöglichen diese, je nach Bedarf innert kürzester Zeit grosse Mengen an Strom zu produzieren oder zu speichern. Bei hoher Stromnachfrage wird das im oberen Stausee Vieux-Emosson gespeicherte Wasser zur Stromerzeugung in die Maschinenkaverne geleitet. Umgekehrt wird das Wasser bei geringem Strombedarf aus dem unteren Stausee Emosson zurück in den oberen See gepumpt, wodurch Elektrizität gespeichert werden kann.
Die Inbetriebnahme des Kraftwerks wird ab 2018 etappenweise erfolgen. Die Aktionäre von Nant de Drance – Alpiq (39 %), SBB (36 %), IWB (15 %) und FMV (10 %) – investieren rund 1,9 Milliarden CHF in den Bau des Kraftwerks. Michael Wider, Verwaltungsratspräsident von Nant de Drance SA, betont: «Die Aktionäre von Nant de Drance sind stolz darauf, dieses Projekt in Angriff genommen zu haben. Das künftige Kraftwerk vereint einzigartige Spitzentechnologie und wird in der Lage sein, in weniger als 10 Minuten aus dem Volllast-Pumpbetrieb in den Volllast-Turbinenbetrieb zu wechseln. Dank dieser hohen Flexibilität wird das Pumpspeicherkraftwerk in Zukunft eine wichtige Stellung auf den Schweizer und internationalen Strommärkten einnehmen, auch wenn heute noch nicht alle Rahmenbedingungen zur wirtschaftlichen Anerkennung von Pumpspeicherkraftwerken auf ihrem Referenzmarkt vorhanden sind.»
Die nächsten wichtigen Etappen des Jahres 2014 bestehen in der Anlieferung der Elemente der ersten Stahlrohrleitungen, der Fertigstellung des zweiten Vertikalschachts und der Weiterführung der Arbeiten zur Erhöhung der Staumauer Vieux-Emosson. Zudem kann nun die Montage der Maschinen in der Kaverne beginnen.
Wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit
Das künftige Kraftwerk Nant de Drance passt hervorragend zur Energiestrategie des Bundesrats. Denn das Kraftwerk kann durch die Bereitstellung von Regelenergie Stromproduktion und Stromverbrauch ausgleichen. Das ist besonders wichtig angesichts der wachsenden, unregelmässigen Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien. Nant de Drance wird einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des europäischen Stromnetzes und zur Versorgungssicherheit der Schweiz leisten können. Das Kraftwerk wird ausserdem den Strombedarf der SBB in den Spitzenbedarfszeiten auf dem Bahnnetz abdecken.